Reisen in Mitteleuropa und Nordeuropa: Klima, Verhaltensmaßregeln, Impfungen, Einreisebestimmungen

Reisen EuropaIn Mittel- und Nordeuropa befinden sich die Länder Belgien, Dänemark (einschließlich der Färöer Inseln), Deutschland, Estland, Finnland, Großbritannien (einschließlich der Channel Islands und der Isle of Man), Irland, Island, Lettland, Litauen, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Polen, Republik Moldau (Moldawien), Russische Föderation (Russland), Schweden, Slowakische Republik, Tschechische Republik, Ukraine und Weißrussland (Belarus).

Klimatische Bedingungen

Die Region befindet sich in einer gemäßigten Klimazone mit ganzjährig in der Regel ausgeglichenen Temperaturen. Die jährliche durchschnittliche Regenmenge ist am Atlantik am größten und verringert sich in Richtung Osten. Im westlichen Bereich Mittel- und Nordeuropas gibt es keine ausgesprochenen Niederschlagsspitzen, üblicherweise sind sie jedoch während des Herbstes oder des frühen Winters im Vergleich zum übrigen Jahr etwas erhöht. Im Osten sind die Regenmengen im Sommer deutlich höher als im Rest des Jahres.
Der äußerste Norden hebt sich in zwei Punkten signifikant vom übrigen Mittel- und Nordeuropa ab: Dort sind die Temperaturen im Jahresmittel sehr niedrig; außerdem gibt es sehr große Schwankungen hinsichtlich der Lichteinstrahlung im Laufe eines Jahres: Während des Polartags sinkt die Sonne mindestens für die Dauer eines Tages nicht, sodass es durchgehend hell ist. Das Pendant dazu ist die Polarnacht: In diesem Zeitraum um die Wintersonnenwende herum geht die Sonne nicht über dem Horizont auf. Am stärksten ist hiervon Hammerfest in Norwegen als nördlichste Stadt der Welt betroffen: Hier taucht die Sonne für die Dauer von rund drei Monaten nicht über dem Horizont auf.

Information für Geschäftsreisende

Der berufsgenossenschaftliche Grundsatz G 35 „Arbeitsaufenthalt im Ausland unter besonderen klimatischen und gesundheitlichen Belastungen“ sieht vor, dass bei beruflich motivierten Reisen mit erhöhten gesundheitlichen Belastungen vor dem Reiseantritt die Reisetauglichkeit durch einen Arbeitsmediziner festzustellen ist. Auch eine Nachuntersuchung ist vorgeschrieben und hat in der Regel nach 2-3 Jahren stattzufinden. Die vollständige Handlungsanleitung der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung wird hier www.unimedizin-mainz.de zur Verfügung gestellt. Ob dies auf das jeweilige Zielland zutrifft, sollte mit einem Arzt besprochen werden, der über die nötigen Fachkenntnisse verfügt.

Ernährung

Nahrungsmittelbedingte Infektionskrankheiten kommen in einigen Ländern (Moldawien, Russische Föderation, Ukraine, Weißrussland) häufiger vor, da Hygienestandards nicht immer eingehalten werden. Vom Verzehr von Lebensmitteln, die an Imbissständen am Straßenrand erworben wurden, ist grundsätzlich abzuraten. Rohes Obst und Gemüse sollte immer mit abgekochtem Wasser gewaschen werden, bevor es verzehrt wird. Anderenfalls sollte es entweder geschält oder gegart werden. Auch Trinkwasser sollten Reisende nur zu sich nehmen, wenn es vorher abgekocht oder in verschlossenen Flaschen erworben wurde. Eiswürfel sollten nicht verwendet und Speiseeis nicht verzehrt werden.

Infektionen durch Kleintiere

Deutschland, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Republik Moldau, Russische Föderation, Schweden, Slowakische Republik, Tschechische Republik

Zecken werden während der wärmeren Monate ab einer Temperatur von 10° C aktiv und können die bakterielle Erkrankung Borreliose und das FSME-Virus (siehe unten) übertragen. Auf heller Kleidung werden Zecken besser gesehen und können deshalb einfacher entfernt werden. Wenn abseits von festen Wegen gegangen wird, sollten Arme und Beine bedeckt sein. Damit Zecken nicht durch die Hosenbeine Zugang zur menschlichen Haut finden, ist es ratsam, die Hose in die Socken zu stecken. Gleich nach dem Spaziergang oder der Wanderung sollte der ganze Körper nach Zecken abgesucht werden. Sie halten sich bevorzugt hinter den Ohren, in Hautfalten oder am Haaransatz auf und sollten so bald wie möglich mit einer Zeckenzange oder einer Pinzette entfernt werden. Es darf auf keinen Fall Öl auf das Tier geträufelt werden, weil die Zecke dann unter Stress ihren Mageninhalt in die Stichwunde entleert und die Infektionsgefahr steigt. Die Einstichstelle sollte in den nächsten Wochen beobachtet werden. Sofern sich Hautveränderung zeigen oder Krankheitssymptome auftreten wie z. B. Fieber oder Abgeschlagenheit, ist ein Arztbesuch sehr zu empfehlen. Die Behandlung von Borreliose erfolgt durch Antibiotika und ist umso erfolgreicher, je früher sie begonnen wird. Einige Anti-Mücken-Mittel wirken auch gegen Zecken, sie müssen jedoch doppelt so oft aufgetragen werden.

Estland, Lettland, Litauen

In den Ländern des Baltikums sollte keine Rohmilch von Rindern, Schafen oder Ziegen getrunken werden. Sofern das Tier, von dem die Milch stammt, bereits an FSME erkrankt ist, kann auf diesem Weg das Virus an den Menschen weitergegeben werden.
Zur Vorbeugung einer FSME-Infektion: siehe unten (Empfohlene Impfungen)

Russische Föderation

  • Malaria-Infektionen, die aufgrund von Migrationsbewegungen entstanden sind, treten seit einigen Jahren während des Sommers immer wieder auf. Auch wenn ihre Zahl zurückgegangen zu sein scheint, sollte ein Mindestmaß an Prophylaxe betrieben werden. Dazu gehört die Verwendung von mückenabwehrenden Mitteln (Repellents) und das Schlafen unter einem Moskitonetz. Eine vorbeugende Impfung gegen FSME ist aufgrund der relativ geringen Infektionsgefahr nicht nötig, beim Auftreten von unklarem Fieber sollte jedoch zur Abklärung ein Arzt aufgesucht werden.

  • Die durch parasitäre Fadenwürmer (Trichinen) hervorgerufene Trichinellose wird durch nicht völlig durchgegartes Bären- oder Wildschweinfleisch übertragen. Erkrankte klagen zunächst über Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen und eine unspezifische Schwäche. Später kommen noch Muskelschmerzen, Ödeme im Bereich rund um die Augen sowie Fieber hinzu. In seltenen Fällen kann die Erkrankung tödlich enden, wenn der Herzmuskel befallen wird. Die Larven sterben bei einer Temperatur von 65° C ab, Tiefkühlen ist hingegen keine zuverlässige Methode, da manche Arten auch tiefe Temperaturen lange aushalten können. Die Behandlung mit Wurmmitteln erfolgt so früh wie möglich.

  • In hausgemachten Lebensmittelkonserven befindet sich häufig ein von einem Bakterium produzierter Giftstoff (Botulinumtoxin). Wenn es sich um Lebensmittel in Konservendosen handelt, sind die Dosen in der Regel aufgebläht. Das Gift verhindert die Übertragung von Signalen zwischen Nerven und Muskeln, es kommt zu Sehstörungen, geweiteten Pupillen, extremer Mundtrockenheit sowie Schluck- und Sprachstörungen. Das Auftreten von Fieber kommt sehr selten vor, die Lähmungserscheinungen breiten sich jedoch immer weiter aus, im schlimmsten Fall bis zum Herzstillstand oder dem Tod durch Ersticken. Die Behandlung besteht zunächst aus der Entfernung der Nahrung aus dem Verdauungstrakt und der Verabreichung von Gegengiften.

Weitere Gesundheitsrisiken

Ukraine

Das Risiko, an Hepatitis A zu erkranken, ist relativ weit verbreitet. Das Virus wird in der Regel über den Mund aufgenommen, wenn Lebensmittel oder Trinkwasser mit Stuhlresten verunreinigt sind. Patienten haben leichtes Fieber sowie Magen-Darm-Beschwerden. Es können ein allgemeines Erschöpfungsgefühl und Schmerzen im rechten Oberbauch (Leberschmerzen) hinzukommen. Die Erkrankung heilt üblicherweise nach ca. zwei Wochen von selbst aus. Ihr kann durch die Einhaltung einer strikten Lebensmittelhygiene (siehe oben unter „Ernährung“), häufigem Händewaschen und mit einer Impfung vorgebeugt werden.

Impfungen und Prophylaxe

1. Verpflichtende Impfungen

- keine

2. Empfohlene Impfungen

  • Belgien, Großbritannien, Luxemburg
    Da die Impfung gegen Meningitis Typ C hier für Kinder und Jugendliche obligatorisch ist, empfiehlt sie die Ständige Impfkommission (STIKO) als Reiseimpfung für "Schüler/Studenten vor Langzeitaufenthalten in Ländern mit empfohlener allgemeiner Impfung für Jugendliche oder selektiver Impfung für Schüler/Studenten entsprechend den Empfehlungen der Zielländer".

  • Deutschland
    Seitdem im Oktober 2014 in Berlin der Ausbruch von Masern begonnen hat, wurden bis Ende Mai 2015 rd. 1.250 Erkrankte registriert. Die STIKO empfiehlt zwei Masern-Mumps-Röteln-Impfungen (MMR) zwischen dem 11. und 14. Lebensmonat und vor dem Ende des zweiten Lebensjahres. Alle Personen, die nach 1970 geboren und nicht oder nur einmal geimpft worden sind, sollten sich einer einmaligen MMR-Impfung unterziehen.
    Da sich mit dem Beginn der warmen Jahreszeit auch die Zahl der Zecken und damit eine Infektion mit Borreliose oder FSME erhöht, ist eine FSME- Impfung bei einem Aufenthalt in diesen Bundesländern empfehlenswert: im größten Teil von Bayern, in Baden-Württemberg und vereinzelt in Hessen, Rheinland-Pfalz, Thüringen, im Saarland und im Süden Sachsens (Vogtlandkreis). Eine Deutschland-Karte, die über die FSME-Risikogebiete Auskunft gibt, kann auf der Webseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter dem Link www.bzga.de heruntergeladen werden.

  • Estland, Lettland, Litauen, Polen, Republik Moldau, Russische Föderation
    Eine FSME-Impfung ist zu empfehlen, da schon seit vielen Jahren in den baltischen und weiteren osteuropäischen Staaten die meisten FSME-Infektionen gemeldet werden.

  • Russische Föderation
    Bei Reisen in die Russische Föderation sollte ein FSME-Impfstoff verwendet werden, der auch gegen die dortige Virus-Variante RSSE wirksam ist. Menschen sind im ganzen Land gefährdet, über streunende Hunde oder Haustiere eine Wildtollwutinfektion zu erleiden. In ländlichen  Gebieten sind Impfstoffe nur schwer erhältlich, deshalb sollte vor Reisen dorthin für eine Tollwut-Immunisierung gesorgt werden.

  • Schweden, Slowakische Republik, Tschechische Republik
    Das Risiko, an durch Zecken übertragenen Infektionen zu erkranken, besteht nicht im ganzen Land. Vor der Reise sollte ein Arzt im Heimatland danach befragt werden, ob sich das Reiseziel in einem FSME-Infektionsgebiet befindet und ggf. eine Impfung sinnvoll ist.

  • Irland
    Von 2014 bis Ende Mai 2015 wurden im Zuge eines Ausbruchs von Mumps rd. 1.150 Infektionen gemeldet. Ein Impfschutz ist daher empfehlenswert.

  • Irland, Island, Niederlande
    Für Schüler und Studenten, die sich längere Zeit im Land aufhalten, wird eine Meningitis-Impfung empfohlen.

  • Lettland, Litauen
    Sofern damit gerechnet wird, mit Hunden, Katzen, Fledermäusen oder anderen Säugetieren zusammenzutreffen, sollte vorsorglich eine Grundimmunisierung gegen Tollwut durchgeführt werden, da Impfstoffe nur sehr schwer erhältlich sind.

  • generell:
    Tetanus / Diphtherie / Pertussis
    Polio (Grundimmunisierung)
    Masern (Grundimmunisierung)
    Hepatitis A + B
    Grippe (für Reisende, die älter als 60 Jahre sind)
    Pneumokokken (für Reisende, die älter als 60 Jahre sind)

Einreisebestimmungen

  • Belgien
    Von Reisenden, die sich wegen einer beruflichen Tätigkeit im Land aufhalten, wird die Vorlage eines französischsprachigen HIV-Tests verlangt.

  • Litauen
    Es wird für Langzeitaufenthalte ein Gesundheitszeugnis sowie ein englischsprachiger HIV-Test verlangt.

  • Russische Föderation
    Reisende, die sich über einen längeren Zeitraum im Land aufhalten, müssen bei ihrer Einreise einen englisch- und russischsprachigen HIV-Test vorlegen. Das Formular kann über die Botschaft (Kontakt: www.russische-botschaft.de) bezogen werden.

  • Slowakische Republik
    Reisende, die sich über einen längeren Zeitraum im Land aufhalten, haben bei ihrer Einreise ein Gesundheitszeugnis und einen HIV-Test vorzulegen. Die nötigen Formulare sind bei der Botschaft erhältlich (Kontakt: www.mzv.sk/berlin). Außerdem müssen eine auch für die Slowakische Republik gültige Krankenversicherung (Auslandskrankenversicherung) sowie ausreichende finanzielle Mittel (56,-- € pro Tag) nachgewiesen werden.

  • Ukraine, Weißrussland
    Bei Arbeits- und Langzeitaufenthalten wird die Vorlage eines englischsprachigen HIV-Tests verlangt.

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